Wie wahrscheinlich ist es, dass sich der Beitrag Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung erhöht?
Woran Sie mögliche Beitragserhöhungen in der BU erkennen könnten
Die Wahrscheinlichkeit für eine Erhöhung des Zahlbetrags lässt sich von niemandem seriös vorhersagen. Aus meiner Sicht auch nicht von Rating-Unternehmen wie Franke und Bornberg, die dennoch gerne eine “Quote zur Beitragsstabilität” herausbringen.
Allerdings gibt es ein paar Indizien, die auf eine baldige Beitragserhöhung der Berufsunfähigkeitsversicherung hinweisen können. Die Betonung liegt auf “können”.
Kompetenz in der Berufsunfähigkeitsversicherung
Eine Voraussetzung für eine gute und auskömmliche Kalkulation ist die Expertise im Bereich der BU-Versicherung. Wie lange hat die Versicherungsgesellschaft schon Erfahrungen in dieser Sparte machen können?
Wie viele Leistungsfälle gibt es bereits und wie viele Extremsituationen wie die Bankenkrise oder die Corona Pandemie hat der Versicherer bereits mit einem Kundenbestand durchgemacht?
Diese Erfahrungen können für die Beitragskalkulation der Berufsunfähigkeitsversicherung sehr wertvoll sein.
Qualität der Risikoprüfung
Auch die Risikoprüfung spielt bei der Berufsunfähigkeitsversicherung eine wichtige Rolle, wenn es um die Beitragsstabilität geht. So ist es für den BU-Bestand wenig hilfreich, wenn zu viele Neukunden mit Vorerkrankungen “durchgewunken” werden und ohne Ausschlussklausel oder Risikozuschlag versichert werden.
Allerdings ist es auf der anderen Seite auch nicht gut, wenn die Risikoprüfung jede Anfrage ablehnt oder mit Ausschlüssen versieht. Dies führt nach meiner Erfahrung leider oft dazu, dass in den Anträgen Falschangaben gemacht werden, da Versicherungsschutz sonst nicht möglich ist.
Das dies natürlich keine Rechtfertigung dafür sein darf, den Versicherer in den Antragsfragen zu belügen und dass dies auch aus Sicht der Kunden keine gute Idee ist, sollte klar sein. Es ändert allerdings nichts daran, dass es gemacht wird.
Zu billige BU-Beiträge
Klar, jeder freut sich darüber, wenn er oder sie möglichst wenig für die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen muss. Das tue ich auch!
Darum lohnt es sich, auf den Preis zu gucken, wenn die Versicherungsbedingungen zu Ihnen passen und wenn die Versicherung nach der Risikovoranfrage eine gute Annahme anbietet.
Wenn eine Versicherungsgesellschaft allerdings in allen Berufen einer Berufskategorie vom Beitrag unter allen anderen liegt, ist Vorsicht geboten. Mit Berufskategorie sind Berufe gemeint, die in einem ähnlichen Risikogefüge sind. Zum Beispiel:
- Medizinische Fachangestellte
- Verwaltungsfachangestellte
- Kaufmännische Sachbearbeiter
- Informatiker mit Büroanteil
Ein Versicherer, der in allen oben genannten Berufen den im Vergleich günstigsten Zahlbeitrag hat, könnte hier eventuell zu knapp kalkuliert haben.
Wie viele klassische Rentenversicherungen hat der Versicherer im Bestand?
Es lohnt sich ebenfalls zu prüfen, ob die Versicherungsgesellschaft viel Rentenversicherungen in seinem Bestand hat, die einen hohen Garantiezins haben.
Trotz fallender Zinsen haben einige Versicherungen noch sehr lange mit hohen Garantien geworben und dann Schwierigkeiten bekommen, diese am Kapitalmarkt erwirtschaften zu können. Damit diese Verträge auch weiterhin die versprochenen Zinsen an die Kunden zahlen können, hat der Gesetzgeber vor einigen Jahren eine “Quersubventionierung” zwischen der Risikoversicherung und der Rentenversicherung erlaubt.
Seitdem können Versicherungen die Risikogewinne aus der Berufsunfähigkeitsversicherung, der Grundfähigkeitsversicherung und aus der Risikolebensversicherung auch dafür verwenden, um die Zinsen der Rentenversicherung zu finanzieren. Damit fehlen diese logischerweise nachhaltig, um die Differenz zwischen Tarifbeitrag und Zahlbeitrag halten zu können.
Werden “fremde” Überschüsse verwendet?
Zugegeben ist dieser Punkt oft sehr schwer zu prüfen, denn viele Versicherungen geben nicht gerne zu, wenn sie Überschüsse zur Beitragsreduktion der BU-Versicherung verwenden, die mit der eigentlichen Risikokalkulation gar nichts zu tun haben.
Die WWK hatte zum Beispiel Akademiker mit überwiegend kaufmännischen Tätigkeiten als primäre Zielgruppe ausgerufen. Um im Wettbewerb und den günstigsten Beitrag ganz vorne sein zu können, wurden die Akademiker mit 50% Bürotätigkeiten (später mussten es mindestens 75% Büroanteil sein) aus Unternehmensgewinnen zusätzlich subventioniert. Bei gleichem Bruttobeitrag wie zum Beispiel bei einer Bürokauffrau zahlte ein Ingenieur dann einen geringeren Zahlbeitrag.
Zum 01.01.2018 war dann Schluss mit dem Zuschuss und die zu zahlenden Beiträge sind bei der WWK deutlich nach oben geschossen.
Diese Punkte sind lediglich Indizien. Wenn ein oder mehrere dieser Kriterien nicht erfüllt sind, bedeutet das nicht automatisch, dass eine Beitragserhöhung ansteht. Andersherum sind Versicherungen über die nächsten 30 – 40 Jahre auch nicht vor solchen geschützt, die heute keinerlei Auffälligkeiten zeigen.