Der Artikel nimmt eine verbreitete Behauptung unter die Lupe: BU-Versicherungen würden im Leistungsfall oft nicht zahlen. Anlass ist eine Studie, die diese These scheinbar stützt. Der Autor erklärt jedoch, dass die Studie nicht zwischen berechtigten und unberechtigten Leistungsanträgen unterscheidet und methodische Schwächen aufweist.
Zudem verweist er auf seriöse Quellen – wie die GDV-Statistik – die belegen, dass rund 80 % der Leistungsanträge erfolgreich sind. Wichtig sei, dass Versicherte bei Antragstellung und im Leistungsfall professionell begleitet werden. Denn Ablehnungen beruhen oft auf Formfehlern, nicht auf bösem Willen der Versicherer.
Das Fazit: Die Aussage „die BU zahlt nicht“ ist ein Mythos – der aber viel Schaden anrichtet, wenn er unreflektiert weitergetragen wird.
Am Dienstag vergangener Woche, dem 28.03.2017, wurde in Frankfurt a.M. eine Studie des Premium Circle Deutschland veröffentlicht, der das Leistungsverhalten der Berufsunfähigkeits-Versicherer in ein sehr schlechtes Licht rückte: die BU-Versicherung zahlt selten, so die Aussage.
Am gleichen und am Tag danach stand in vielen Zeitungen und Onlinemagazinen „die BU-Versicherung zahlt nicht / selten“ oder so ähnlich.
Was war das für eine Studie?
Hintergründe zur Beteiligung und Aussagekraft der Untersuchung
Im vergangenen Jahr wurden alle BU-Anbieter am Markt mit Fragebögen zum Leistungsverhalten angeschrieben. Gerade einmal ca. 25 % der Marktteilnehmer beteiligten sich an der Auswertung. Eine, auf den ersten Blick erschreckende, hohe Zahl der Versicherer weigerte sich an der Studie teilzunehmen.
In den besagten Fragebögen ging es um Fragen zum Leistungsverhalten. Zum Beispiel wie viele Leistungsfälle anerkannt wurden, wie viele vor Gericht gingen, wie lange die Leistungen im Durchschnitt gezahlt wurden, usw.
Zu welchem Ergebnis kommt die Studie?
Unterschiedliche Anerkennungsquoten und ihre Bedeutung
Die (mir vorliegende) Studie kommt aus meiner Sicht zu dem Ergebnis, dass es Versicherer gibt, die im Jahr 2014 unter 50 % aller Leistungsansprüche von Kunden abgelehnt haben.
Es gibt aber auch BU-Versicherungen, die gerade einmal knappe 15 % aller beantragten Leistungen abgelehnt haben.
Im Durchschnitt aller teilgenommenen Gesellschaften kommt die Ablehnungsquote auf knapp 28 %.
Neben der Auswertung von Anerkennungen und Ablehnungen der BU-Rente gibt es 15 weitere Auswertungen, die ich mir im Sinne eines einigermaßen leserlichen Blogs an dieser Stelle in der Ausführung sparen möchte.
Was ist aus diesem Ergebnis abzuleiten?
Warum die Zahlen kein generelles Urteil über BU-Versicherungen erlauben
Dass die Versicherungen in der Regel schlecht zahlen oder dass die BU-Versicherung gar gescheitert ist, kann ich beim besten Willen hieraus nicht erkennen.
Auch reicht mir dazu die Anzahl der Teilnehmer nicht aus, denn die Versicherer mit den größten BU-Beständen haben eben leider nicht teilnehmen wollen.
Bei dem Anbieter, der in dieser Frage am besten abgeschnitten hat, wurden im Jahr 2014 sogar über 85 % der Leistungen anerkannt! Das ist ein guter Wert.
Was zu solchen Erhebungen allgemein zu sagen ist.
Vergangenheit, Unterschiede und die Problematik unklarer Bedingungen
Zum einen spiegelt jede Auswertung über Leistungsverhalten, Leistungsquoten oder Prozessquoten immer nur die Vergangenheit wider und gibt somit keine Gewähr für die Gegenwart und schon gar nicht für die Zukunft. Dies wäre aber bei einer Laufzeit von meistens weit über 20 Jahren die viel spannendere Frage.
Zum anderen zeigt diese Erhebung zwar, dass es große Unterschiede gibt, aber eben auch, dass es sehr gute Abschneider gibt.
Der Premium Circle kommt zu der Erkenntnis, die Versicherungsbedingungen seien zu unbestimmt und unverbindlich.
„Die Bedingungen müssen unverbindlich sein, weil die Versicherung auch in der Zukunft Bestand haben muss“, so argumentieren einige Versicherungsgesellschaften.
Was stimmt denn nun?
Zwischen Unsicherheit und Klarheit – wie Verbraucher gute Tarife erkennen
Richtig ist, dass es zahlreiche Versicherungen gibt, die sehr wohl weit auslegbare Klauseln in ihren Bedingungen stehen haben und somit Leistungen leichter ablehnen oder die Zahlung zumindest verzögern können. Einige wenige Anbieter haben aber ihre Bedingungen an diesen Stellen sehr sauber und konkret formuliert. Als Verbraucher sollte man sich einen Versicherungsmakler suchen, der auf diese Punkte achtet und gemeinsam den passenden Tarif ausfindig macht.
Andererseits ist die Unverbindlichkeit in der Definition „wie werde ich berufsunfähig“ auch die große Stärke dieser Versicherungsform. Bei einem guten Bedingungswerk ist es nämlich egal, durch welche Krankheit oder Körperverletzung ich berufsunfähig werde. Auch wird hier meine zuletzt ausgeübte Tätigkeit genau so versichert, wie diese zum Zeitpunkt meiner Berufsunfähigkeit ausgestaltet ist.
Und nun?
Sicherlich gibt es den ein oder anderen Bereich, in dem auch die guten Versicherungen in ihrer Wortwahl noch ein bisschen feilen können. Im Großen und Ganzen gibt es aber heute schon ein paar sehr gute Tarife, die dem Verbraucher einen sicheren Versicherungsschutz bieten.
Heute und in Zukunft.