Warum raten so viele zur Einholung der Krankenakte vor dem Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die Gesundheitsprüfung – und warum Ihre Krankenakte dabei eine Schlüsselrolle spielt
Wenn Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchten, müssen Sie im Antrag ausführliche Gesundheitsfragen zu Ihrem persönlichen Risiko beantworten. Darunter finden sich Fragen zu Ihrer beruflichen Tätigkeit, zu besonderen Risiken in Ihrer Freizeit und auch Fragen zu Ihrem Gesundheitszustand.
Dies geht auf den Paragraphen 19 im Versicherungsvertragsgesetz (VVG) zurück.
Demnach müssen alle bekannten Gefahrumstände in dem Antrag zur Berufsunfähigkeitsversicherung angegeben werden, welche für den Entschluss des Versicherers erheblich sind. Diese müssen in Textform angegeben werden.
Übersetzt heißt dies, dass Sie gegenüber der Versicherung alles angeben müssen, wovon Sie wissen. Und was Ihnen unbekannt ist, müssen Sie nicht angeben.
Die Sorge von vielen BU-Interessierten ist, dass sie etwas vergessen könnten, was dann im Leistungsfall üble Folgen haben kann. Zusätzlich kann es vorkommen, dass Sie sich zwar an alle tatsächlich gewesenen Erkrankungen, Behandlungen und Untersuchungen erinnern, aber Ihr Arzt oder Ihre Ärztin versehentlich oder absichtlich falsche Diagnosen erstellt und in der Krankenakte erfasst hat.
Absichtlich falsch abgerechnete Diagnosen werden auch als “Abrechnungsdiagnosen” bezeichnet, weil diese ausschließlich deswegen gestellt wurden, um einen Umstand abrechnen zu können. Zum Beispiel dann, wenn keine Diagnose gestellt werden konnte, Sie einfach einen Anlass gebraucht haben, um eine Arbeitsunfähigkeit bescheinigt zu bekommen und auch wenn Ihr Behandler nicht wusste, wie er einen Umstand sonst abrechnen soll.
In diesen Fällen stehen dann Diagnosen in Ihrer Patientenakte, die gar nicht stimmen und von denen Sie demnach auch nicht wissen können.
Das Risiko von diesen falschen Diagnosen in Ihrer Krankenakte ist dabei gar nicht mal so gering.
Im Jahr 2016 gab der Chef der Techniker Krankenkasse in der Frankfurter Allgemeine Zeitung ein Interview, in dem er öffentlich zugegeben hat, dass Ärzte ihre Patienten auf dem Papier kränker machen, als sie eigentlich sind.