Der Artikel stellt die überarbeitete Berufsunfähigkeitsversicherung des Volkswohl Bunds (Stand Oktober 2017) vor und analysiert die wichtigsten Leistungsmerkmale. Positiv hervorgehoben werden u. a.:
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die neue Infektionsklausel für bestimmte Berufsgruppen,
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eine sehr starke AU-Klausel (Arbeitsunfähigkeitsleistung),
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klare Nachversicherungsgarantien,
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sowie ein fairer Umgang mit psychischen Erkrankungen.
Kritisch sieht der Autor jedoch einige Formulierungen, etwa im Zusammenhang mit rückwirkenden Leistungen oder dem Prognosezeitraum, die im Leistungsfall Interpretationsspielraum lassen können. Auch wenn der Tarif insgesamt stark aufgestellt ist, empfiehlt der Artikel eine individuelle Prüfung im Vergleich mit anderen Top-Tarifen.
Die Beste Berufsunfähigkeitsversicherung des Volkswohl Bund aller Zeiten – das behauptet der Dortmunder Traditionsversicherer zumindest von seinem überarbeiteten Produkt. Ob er hier Recht behalten wird? Das lesen Sie im aktuellen Test.
Gutes noch ein bisschen besser machen
Der Volkswohl Bund hat vor einiger Zeit seine Bedingungen erheblich verbessert. Nun kommt im Spätsommer ein neues Update. Was hat sich getan? Hat die „Beste BU des Volkswohl Bund aller Zeiten“ das Zeug es mit den Besten am Markt aufzunehmen?
Und da sind wir schon beim Thema Bedingungen
Warum gute Versicherungsbedingungen wichtiger sind als schöne Finanzkennzahlen
Zutreffend brachte es Claus-Dieter Gorr, Geschäftsführer vom Premium Circle, kürzlich auf einem Vortrag in Neuss auf den Punkt: „Die Bedingungen sind das Ventil.“
Je mehr Hintertüren das Bedingungswerk zulässt, desto mehr Möglichkeiten hat das Versicherungsunternehmen, die Leistungen zu streichen oder gar nicht erst zu gewähren.
Fassen wir also zusammen: Die Finanzstärke eines Versicherungsunternehmens sollte bei der Auswahl der passenden Berufsunfähigkeitsversicherung auf jeden Fall eine Rolle spielen. Ist heute schon abzusehen, dass der Anbieter in den kommenden Jahren finanzielle Schwierigkeiten bekommt – dann lieber Finger weg davon.
Da Finanzstärken aber vergänglich sind, kommt es in erster Linie auf die Versicherungsbedingungen an. Hier sollten möglichst viele Hintertüren verschlossen sein, um dem Versicherungsunternehmen möglichst wenige Angriffsflächen für die Streichung oder die Verweigerung der Leistung zu geben.
Auch bei Aufnahme einer neuen Tätigkeit gelten klare Regeln
Wie Einkommensgrenzen und Umorganisationsklauseln greifen
Stellen Sie sich vor, Sie sind an Depressionen erkrankt und können Ihren Beruf nicht mehr so ausüben wie bisher. Wenn Sie aber fortan auf Sichtdienst verzichten, könnten Sie weiterhin Ihrem Beruf nachgehen. Es gibt aber weniger Geld. Logisch.
Der Volkswohl Bund definiert hier eine klare Grenze beim Einkommensverlust von 20 %. Verdienen Sie also maximal 80 % Ihres letzten Bruttoeinkommens, so erhalten Sie Ihre volle Berufsunfähigkeitsrente. Ein wichtiger Vorteil.
Die gleiche Regelung findet auch bei Selbstständigen Anwendung, wenn auf eine mögliche Umorganisation des Betriebs geprüft wird. Allerdings verzichtet der Versicherer auch hier auf eine Prüfung bei Betrieben mit weniger als fünf Mitarbeitenden oder wenn der Selbstständige ein Studium abgeschlossen hat und mindestens zu 90 % Bürotätigkeiten ausübt.
Achtung beim Start-Tarif des Volkswohl Bund
Warum der günstige Einstieg später teurer werden kann
Schüler, Azubis und Studenten (beziehungsweise deren Eltern) haben oft das Problem, dass auf der einen Seite nicht so viel Geld reinkommt, auf der anderen Seite aber eine Menge Kosten stehen. Und jetzt soll auch noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung finanziert werden (warum ein Abschluss in frühen Jahren sinnvoll ist).
Da bietet es sich förmlich an, dass es sogenannte Start-Tarife gibt. Diese sind in den ersten 5–10 Jahren deutlich günstiger; über die ganze Laufzeit gesehen jedoch teurer. Ein Geschäft, das in Anbetracht der Wichtigkeit einer solchen Versicherung Sinn machen kann.
Beim Volkswohl Bund verhält es sich konkret so, dass die Rentenhöhe in den Jahren 6–10 jährlich fällt. Alternativ kann der Beitrag angepasst werden, um den Versicherungsschutz in der Höhe aufrecht zu erhalten.
Soweit so gut.
Aber was passiert im Fall einer frühen Berufsunfähigkeit?
Wenn der abgesenkte Tarif zum Problem wird
Sie schließen als Schüler eine BU-Rente in Höhe von 1.000 Euro ab. Nach vier Jahren werden Sie berufsunfähig durch eine Krebserkrankung und erhalten Monat für Monat Ihre Rente.
Nach weiteren fünf Jahren Behandlung haben Sie den Kampf gegen die Krankheit gewonnen und können wieder einer Arbeit nachgehen. Der Vertrag läuft beitragspflichtig weiter.
Das Problem: Die vereinbarte Rente von 1.000 Euro hat sich nun auf 600 Euro im Monat reduziert. Blöd für einen neuen Leistungsfall.
Verzicht auf befristete Anerkenntnisse und ein paar Gimmiks
Fortschritte bei psychischer BU und Arbeitsunfähigkeitsklausel
Endlich hat sich der Volkswohl Bund in die Reihe der wenigen Anbieter geschoben, die auf die Möglichkeit eines befristeten Anerkenntnisses verzichten. Das kann vor allem bei psychischen Erkrankungen von Vorteil sein.
Außerdem wurde die Arbeitsunfähigkeitsklausel etwas überarbeitet und ist jetzt bis zum 20. Lebensjahr der versicherten Person beitragsfrei enthalten. Leider ist diese Leistung aber nach wie vor auf maximal 18 Monate begrenzt, und es muss weiterhin mit dem Antrag auf AU-Leistung auch ein Antrag auf Berufsunfähigkeitsleistung gestellt werden.
Ein Novum mit Haken zum Schluss
Regelaltersgrenze und Vertragsverlängerung – sinnvoll, aber nicht grenzenlos
Der Versicherer hebt besonders hervor, dass sich die Laufzeit des Vertrags verlängern lässt, wenn die Regelaltersgrenze von dem aktuell 67. auf ein anderes Alter erhöht wird. Ganz neu ist diese Option jedoch nicht, denn auch die InterRisk hat ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung bereits vor einiger Zeit eine solche Klausel spendiert.
So gut die Idee auch ist – leider ist die Ausübung dieser Option nur bis maximal zum 50. Lebensjahr möglich. Wenn also die Regelaltersgrenze bei einem heute 40-Jährigen in 11 Jahren erhöht wird, nutzt ihm dies nicht mehr viel.
Der Volkswohl Bund ist aber in puncto Flexibilität und Variabilität hiermit auf dem richtigen Weg.
Fazit
Volkswohl Bund BU 2024: Stark verbessert mit wenigen Einschränkungen
Es ist den Dortmundern tatsächlich gelungen, an ihrem bisher sehr guten Bedingungswerk noch weiter zu feilen und in einigen Bereichen Verbesserungen vorzunehmen – und damit den Abstand zur absoluten Spitze weiter zu verkürzen.
Als Kunde sollte man allerdings Abstand vom Start-Tarif halten und bei der Dynamik zum Inflationsausgleich eine Anpassung in Höhe der Steigerungen des Verbraucherpreisindex (mindestens 2,5 %) wählen, da sonst ab einer Rentenhöhe von 2.500 Euro Schluss mit weiteren Erhöhungen ist.
Berücksichtigen Sie diese Punkte, sollten Sie die neue Berufsunfähigkeitsversicherung des Volkswohl Bund definitiv in die engere Auswahl nehmen.